Spektrallinien Seite 17
Am letzten Tag eines weiteren Sommers
sah mein Gesicht in eine tiefe Sonne
und in der Luft lag eine unbekannte Schwere
Etwas Neues ohne HeiterkeitWeitergehend, verfluchte ich den Winter
der die Schwere mit sich brachte
(wie ich da noch dachte)
und den Duft einer letzten BlumeDie hatte ihre Blätter weit hinausgestreckt
als wäre das Blühen ihr nicht genug
als warte sie auf den Wind
der ihr die Welt zeigen würdeNur ein flüchtiger Gedanke
Denn wer kann schon wissen
ob eine Blume sich öffnet oder schließt?In der Luft liegt etwas Neues
ohne Heiterkeit
das wäre noch und für immer verborgen
ohne den Winter, der es ans Licht getragen
und ich bin jetzt dankbar dafürDenn ob die Sonne auf oder untergeht
das weiß nur der, der hinsieht und wartet
oder jede ihrer Farben kenntSpektrallinien Seite 16
Da war ein Gedanke
in meinem Kopf
Ich fragte nach dem
was der Spiegel nicht zeigt
Doch ich fragte nicht mich
Ich bin nur Verachtung und WunschdenkenDa war ein Gedanke
Ich könnte dich fragen
Doch was du sagst ist verzerrtIch fühle mich gläsern
Doch was wenn das täuscht?
Ich wende mich um
und mein Augenlicht
vertreibt meinen Schatten
aus meinem BlickDa war ein Gedanke
in meinem Kopf
Dass es leichter wäre
einen Geist
statt meines eigenen Wesens
zu fangenSpektrallinien Seite 15
In den Tagen, die da waren
waren wir sicher
dass wir das Richtige tunUnd in den Tagen, die dann kamen
waren wir oft darum bemüht
jenes Alte zu bewahrenDoch dann kam das Neue
nahm uns die Kontrolle
und mit ihm kamen die ZweifelEs baute sich ein Zuhause auf
deformierten Säulen aus dem
was wir erkämpft hatten und pflegtenUnd jene, die da heute bauen
in diesen neuen Tagen
sind sich so sicher
dass sie das Richtige tunDoch von hier können wir sehen
wie schon die Sturmflut der wieder Nächsten
ihre Denkmäler überragtSpektrallinien Seite 14
Es war der Moment
um alles zu wenden
Die Luft stand still
Sie hing an meinen LippenIch hatte nachgedacht
und viel gelesen
hatte lange studiert
um genau das zu erreichenDoch da warst du, sag mir
Von all den Worten in meinem Geist
warum hast du mir dieses genommen?
Ich stand nur da und suchteUnd der Moment ging vorbei
und kam nicht wiederSpektrallinien Seite 13
Am Anfang ist es
nicht mehr als eine Ahnung
Ein Flattern im Herzen
Und es fliegt nur ein kleines Stück
hin zum LichtDoch dann wird es zornig
wird zum Zerren und Reißen
Zerbrechliche Form von Todesangst
bricht fast Seele und Verstand
in einem körperlichen SchmerzEtwas naht aus den Tiefen
schlägt die heile Welt in Stücke
Denkst du vielleicht
das Wegsehen mache dich schön?
Durch diese Maske bist du nur
nach außen und innen blind!
Sie drückt dich tief zu Boden
Ein zorniges FlatternUnd dann bist du frei
Spektrallinien Seite 12
Hörst du?
Wie die Menschheit sich windet
auf der fremd gewordenen Erde
und ihre eigenen Spuren verwischt?Hörst du?
Wie sie den Weg verlieren
und ihre Schreie sich mischen
zu einem betäubenden Rauschen?Hörst du zu?
Warte nur eine Weile
dann klingt es bald nach Bestätigung
für das Nichts zwischen den Sternen
Bald zeichnet es Muster ins Chaos
und erklärt dir die Absicht im Zufall
Bald versteckt sich ein Sinn in dem LärmSuchst du danach?
Dann sei gewarnt:
Allzu oft ist die Antwort
nicht so wie du denkstSpektrallinien Seite 11
Es ist so, wie der Wind weht
durch das offene Fenster
So saß ein Falter in meinem Zimmer
Saß da und schlug mit den Flügeln
Und auf dem Tisch
stand das Glas schon bereit
um ihn einzufangenEr war gerade noch da
und wärmte sich in der Sonne
Doch er konnte ja nicht bleiben
Nun ist das Glas wieder leer
BeinaheEs ist so, wie der Wind weht
hinein und hinaus
durch das offene Fenster
Es ist der Nachgeschmack eines Kusses
Der Geist der Erinnerung
an den Falter im Glas
Die Farbe von Sehnsucht
in den GedankenSpektrallinien Seite 9
Die Suche nach dem Großen
in ihr reichst du tief
Denn hohe Berge kannst du besteigen
doch dort oben bist du allein
Wüsten kannst du durchwandern
doch auf der anderen Seite
bist du noch immer fremdDu wirst ihn nur erreichen
wenn du erkennst, dass die Nebel zwar weichen
das Wasser aber auch nicht klar ist
sondern gefüllt mit dirDu kannst den Fisch nicht fangen
von dem du nie geträumt