Spektrallinien Seite 15
In den Tagen, die da waren
waren wir sicher
dass wir das Richtige tunUnd in den Tagen, die dann kamen
waren wir oft darum bemüht
jenes Alte zu bewahrenDoch dann kam das Neue
nahm uns die Kontrolle
und mit ihm kamen die ZweifelEs baute sich ein Zuhause auf
deformierten Säulen aus dem
was wir erkämpft hatten und pflegtenUnd jene, die da heute bauen
in diesen neuen Tagen
sind sich so sicher
dass sie das Richtige tunDoch von hier können wir sehen
wie schon die Sturmflut der wieder Nächsten
ihre Denkmäler überragtSpektrallinien Seite 14
Es war der Moment
um alles zu wenden
Die Luft stand still
Sie hing an meinen LippenIch hatte nachgedacht
und viel gelesen
hatte lange studiert
um genau das zu erreichenDoch da warst du, sag mir
Von all den Worten in meinem Geist
warum hast du mir dieses genommen?
Ich stand nur da und suchteUnd der Moment ging vorbei
und kam nicht wiederSpektrallinien Seite 13
Am Anfang ist es
nicht mehr als eine Ahnung
Ein Flattern im Herzen
Und es fliegt nur ein kleines Stück
hin zum LichtDoch dann wird es zornig
wird zum Zerren und Reißen
Zerbrechliche Form von Todesangst
bricht fast Seele und Verstand
in einem körperlichen SchmerzEtwas naht aus den Tiefen
schlägt die heile Welt in Stücke
Denkst du vielleicht
das Wegsehen mache dich schön?
Durch diese Maske bist du nur
nach außen und innen blind!
Sie drückt dich tief zu Boden
Ein zorniges FlatternUnd dann bist du frei
Spektrallinien Seite 12
Hörst du?
Wie die Menschheit sich windet
auf der fremd gewordenen Erde
und ihre eigenen Spuren verwischt?Hörst du?
Wie sie den Weg verlieren
und ihre Schreie sich mischen
zu einem betäubenden Rauschen?Hörst du zu?
Warte nur eine Weile
dann klingt es bald nach Bestätigung
für das Nichts zwischen den Sternen
Bald zeichnet es Muster ins Chaos
und erklärt dir die Absicht im Zufall
Bald versteckt sich ein Sinn in dem LärmSuchst du danach?
Dann sei gewarnt:
Allzu oft ist die Antwort
nicht so wie du denkstSpektrallinien Seite 11
Es ist so, wie der Wind weht
durch das offene Fenster
So saß ein Falter in meinem Zimmer
Saß da und schlug mit den Flügeln
Und auf dem Tisch
stand das Glas schon bereit
um ihn einzufangenEr war gerade noch da
und wärmte sich in der Sonne
Doch er konnte ja nicht bleiben
Nun ist das Glas wieder leer
BeinaheEs ist so, wie der Wind weht
hinein und hinaus
durch das offene Fenster
Es ist der Nachgeschmack eines Kusses
Der Geist der Erinnerung
an den Falter im Glas
Die Farbe von Sehnsucht
in den GedankenSpektrallinien Seite 9
Die Suche nach dem Großen
in ihr reichst du tief
Denn hohe Berge kannst du besteigen
doch dort oben bist du allein
Wüsten kannst du durchwandern
doch auf der anderen Seite
bist du noch immer fremdDu wirst ihn nur erreichen
wenn du erkennst, dass die Nebel zwar weichen
das Wasser aber auch nicht klar ist
sondern gefüllt mit dirDu kannst den Fisch nicht fangen
von dem du nie geträumtSpektrallinien Seite 8
Du hattest dich so fest verwoben
dass du anfingst zu glauben
du könntest die Erde selbst
aus ihren trägen Kreisen reißen
Und daran bist du gewachsen
bis Wolken den Rückblick verbargen
Es war Zeit für den nächsten SchrittHat dir denn niemand gesagt
wie es nun weitergeht?
Dass in Wahrheit der Himmel sich dreht
während die Erde selbst stillsteht
Dass eines sich erhebt
während das andere fällt
Wie der Unterschied zwischen Nebel und Staub
Den einen möchtest du fangen
der andere liegt nur daSpektrallinien Seite 7
Eines Tages wirst du fortgehen
um vielversprechende Winde zu spüren
um fremde Orte zu sehenManches überwältigt dich
Erfahrung bildet Schalen
aus Neonlicht
und wenn du lang genug bleibst
verhärten sie sichDoch vergiss nicht
wohin es dich auch immer zieht:
Die anderen sitzen daheim
und sie warten dort auf dich
warten auf das, was noch übrig ist
von deinem alten GesichtSpektrallinien Seite 6
Sei still
Denn ich habe mir nicht umsonst
ein Loch gegraben
als die Lichter kamen
mich blendeten und die Erde verbrannten
Und ich bin nicht ohne Grund
in diesem Loch gebliebenSeit still
Weil sonst die Lichter wiederkommen
um abzutöten was sie für wertlos hielten
und sich zu nehmen was ihnen gefällt
Bis von dem einst so reich Beschenkten
nichts bleibt als ein blasses Skelett