Brief an die Wächter
Was bringt die sternenklare Nacht
auf ihren schwarzen Pferden
an Nachrichten für mich heran?Selbst das Endlose, größer als wir
weckt schon lang keine Sehnsucht mehr
und in den Straßen strahlt
weißes Licht so kalt
dass die Farben verschwinden
Vielleicht wollen wir ja
in den Schatten versinken?
Das sähe uns ähnlichIch schreibe Briefe an die Sterne …
Euer Blut ist ein Teil von uns
Seht was wir uns antunDes Nachts schreit Orion
vor meinem FensterVon Feuervogel
Von Nachtvogel
Von Schaumvogel
Von Sturmvogel
Spektrallinien Seite 26
Obwohl du nicht ahnst was ich sagen will
stecken deine Worte zwischen meinen Zähnen
Und auch wenn meine Zunge silbern ist
deine Worte sind es leider nichtSo hängt dein Blick umsonst an meinen Lippen
die steinig stotternd ihre Lieder singen
Während fernab meine Augen klammern
an das was ich dir zeigen wollteSpektrallinien Seite 25
Kann eine Sonne Stein zerbrechen?
Ich denke sie kann es nicht
Härte, über lange Zeit gewachsen
vergeht nicht, zieht sich nur zurückDoch Sonne kann den Stein erwärmen
und bald wächst Gras als weiches Bett
Für einen Augenblick
kann unser Stein dann atmen
Und falls er entschließt zu fliegen
fällt er nicht wieder zurückSpektrallinien Seite 22
Man sagt:
Um sie zu erfüllen
die Sehnsucht des Herzens
braucht es einen ganzen Ozean
oder ein klein wenig flüssiges Licht
Wie ein Zuhause
nur ohne den Ort
Wie die Frühlingssonne
nur mit ein klein wenig WindUnd wusstest du außerdem
dass die Blume des Herzens
keine Wurzeln hat?
Du kannst sie gießen
dann wird sie wachsen
und Blüten treiben
auf beiden Seiten
und einen Ozean träumen
voll flüssigem LichtSpektrallinien Seite 20
Er sagt, er hätte viel gelesen
und als er dachte, er wäre bereit
da sei er weit gereist
um fortan in der Welt zu lesen
und eines Tages zu verstehenUnd wie er so sitzt
und Geschichten erzählt
vom Gestern und Heute
und manche von Morgen
da ist es nur ein Hauch
der mich abhält ihm zu glauben
Ein hitziges Flimmern in seinen Augen
Heiße Luft über dem Lebensweg
könnte einen Palast verbergen
oder ein WolkenschlossSpektrallinien Seite 17
Am letzten Tag eines weiteren Sommers
sah mein Gesicht in eine tiefe Sonne
und in der Luft lag eine unbekannte Schwere
Etwas Neues ohne HeiterkeitWeitergehend, verfluchte ich den Winter
der die Schwere mit sich brachte
(wie ich da noch dachte)
und den Duft einer letzten BlumeDie hatte ihre Blätter weit hinausgestreckt
als wäre das Blühen ihr nicht genug
als warte sie auf den Wind
der ihr die Welt zeigen würdeNur ein flüchtiger Gedanke
Denn wer kann schon wissen
ob eine Blume sich öffnet oder schließt?In der Luft liegt etwas Neues
ohne Heiterkeit
das wäre noch und für immer verborgen
ohne den Winter, der es ans Licht getragen
und ich bin jetzt dankbar dafürDenn ob die Sonne auf oder untergeht
das weiß nur der, der hinsieht und wartet
oder jede ihrer Farben kennt