Totental
Ich fand die Flügel eines Falken
Gebrochen, heimatlos
Dort wo sich Tod und Leben streiten
Federn und silberne Knochen
verborgen im grünen GrasDas Wasser eines Frühlingstages
füllt das Bachbett und löscht manches aus
Radiert die lang gehegten Spuren
die Blumen in gravierten Steinen
Das Atmen hängt schwer in der AbendluftMir scheint der Sonne Abschied
blutet in den Horizont
Niemand wird die Tränen weinen
die dieser Ort verdient
Meine eigenen – gefrieren in der ZeitVon Feuervogel
Von Nachtvogel
Von Schaumvogel
Von Sturmvogel
Federlied
Da hängt ein Lied gefangen
zwischen dem Morgentau und den Sternen
Das Lied von Eleganz und Freiheit
geschrieben mit Feder und LuftSing es, kleiner Kolibri
Singe, meine Nachtigall
Solange du noch kannstVon Feuervogel
Von Nachtvogel
Von Schaumvogel
Von Sturmvogel
Der Geist hinter Glas
Von der Laterne hinter dem Fenster
tropft das Licht
in einen schwarzen TeichIch weiß, die Dunkelheit kommt
in großen Schritten
und bald dringt sie herein
durch den Spalt unter der Tür
Doch sie ist es nicht, die ich fürchte.Der Regen hinter dem Fenster
verschmiert das Licht zu langen Streifen
die beinahe zwei Augen verbergenDa ist ein Geist hinter dem Glas
Ein Geist da draußen im RegenVon Feuervogel
Von Nachtvogel
Von Schaumvogel
Von Sturmvogel
Erinnerung an England
Die endlose See
Der Wind einer schäumenden Wüste
reißt an mir
reist mit mir
Siehst du sie fliegen
alle über die graue See
in die lang ersehnte FreiheitIch bin oft hier gewesen
mit kühlem Sand unter den Fingern
Doch dieses Mal ist anders
Es trägt an neue Ufer
Trägt seinen Teil zum neuen Leben
Ein Anfang von vielenDer Strand aus Stein
Da ist ein unbekanntes Licht
bedeckt von schweren Wolken
Eine Sehnsucht, gekommen um zu bleiben
Doch verstehen kann ich sie nicht
Sie scheint schon eine Weile tot
Doch nichts stirbt, ohne gelebt zu habenDie steinernen Begleiter
Durch enge Gassen
unter einem tiefen Himmel
Graue Wegweise
Graue Augen
die mir folgenEin wenig Enttäuschung
Die Freiheit ist so eng
Doch da ist ein Schimmer verborgen
hinter dem Tor, hinter der MauerDer Garten in Stein
Durch das Tor aus Stein
tritt ein mein Freund
Über die Grenze hinweg
Solange sie noch hier ist
Ein Ort aus Leben im Tod aus Stein
doch der Vogel darf nicht fliegen
Traurig blickt er aufs Wasser hinaus
wo seine Artgenossen schwimmenNiemals will ich ihn verlassen
jetzt wo die Schönheit vor mir liegt
Entsteht dadurch Glück in steinernen Ketten?Der Garten aus Licht
Die Freiheit und das Licht
wo alle Bedrängnisse fallen
Dein ganzes Leben hat hierauf gewartet
Doch schau jetzt nicht in die Sonne
Die offensichtlichen Dinge
bemerkst du von allein
Erinnere dich an sie
und tu es nicht zu spätDie Sehnsucht
So einsam in der Schönheit gefangen
Kann dein Herz nicht mit mir reisen?
Fliegen
mit Wind und Möwen übers Meer?
Sich setzen an den Strand aus Stein?
Ich ließ es niemals dort allein.Von Feuervogel
Von Nachtvogel
Von Schaumvogel
Von Sturmvogel
Drei Stufen der Freundschaft
Du siehst sie an
die vielen Menschen
Treibst durch sie hindurch
und durch ihr höfliches Lächeln
Versprechen zum Wiedersehen
flüsternd wie Wind
Sie erinnern sich an ein Gesicht
und vielleicht einen Namen
So sagen sie, dass sie dich kennenDu siehst sie an
die wenigen Menschen
die einmal dein Leben kannten
Erinnerung an die Versprechen
sich niemals zu vergessen
Erinnerungen wie Stofftiere
Erst vermisst, wenn sie fort sind
und selbst dann noch geliebtVertrauen
Von Feuervogel
Von Nachtvogel
Von Schaumvogel
Von Sturmvogel
Vor dem Fall
So wird sie einst vom Himmel fallen
und wie ein Felsen untergehen
So wie der Wind
den Adler zur Erde drückt
Tief hinein in die KälteDann spritzt das Wasser hinauf
zum Licht des ersten Morgens
zerbricht in tausend Buntglasscherben
und nimmt zwei Farben mit hinab
Das Blauschwarz und das klare FarblosIn eben diesem Wasser
wird der Eitle sich dann spiegeln
Bis schließlich die Wellen denken
dass sie das Höchste sind
und fliegen könnten
Doch wie das Eis emporwächst
erhebt sich ein kalter WindDa sieht das stolze Tier
am Horizont im Sonnenstrahl
das letzte Prisma zerspringen
in tausende Blüten, die fallen
auf blauschwarzen Grund
um in farblosen Tiefen
das Herz zu erfrierenUnd der kalte Sturm
drückt den Adler zu Boden
Es gibt keinen Aufwind
ohne die Wärme von innenVon Feuervogel
Von Nachtvogel
Von Schaumvogel
Von Sturmvogel
Stadtblumen
Schatten wie das Blut eines toten Wesens
ergießen sich über die Wege
Jeder hier sucht vergeblich
ein Zeichen echten Lebens
Einsam, als legte jemand Blumen
auf ein GrabGrünes bleibt verborgen in der Dunkelheit
Die Welt verschwimmt, trostlose Tränen
für nichts geweint
Tausende Menschen, unzählige Straßen
ohne Zusammenhalt
Einsam spiegelt sich im schwarzen Teich
die homogene Masse, die doch nichts eintSie alle kamen, um etwas zu finden
Und sie suchen noch immer in den Schatten
zwischen den Mauern, die wissen
dass es nichts zu finden gibt
Einsam stehen sie und sehen, wie die Gasse stirbtSie reden über sinnlose Dinge
Niemand spricht das was er denkt
Worte erscheinen wie Geräusche
vermischen sich, lösen sich auf
Wenn sich das Blut noch tiefer
über die Straßen senkt
stehen wir einsam, wie mit Blumen am Grab
lässt niemand einem Gefühl seinen LaufVon Feuervogel
Von Nachtvogel
Von Schaumvogel
Von Sturmvogel
Auf der falschen Seite der Haustür
Ich habe mich heute schick gemacht
Wofür?
Weiß ich nicht mehr…Mir gegenüber sitzen
zwei Männer
Vielleicht Mitte 20Beide gleich
voneinander abgerücktBeide tragen Mütze und Weste
und Kapuzen an leichten Jacken
Der eine dazu eine Brille
Der andere Kopfhöhrer
Beide am Handy
Einer mit Bier
Ich mit meinem Salamibrot
Ein totes Tier
in langkettig verzweigten StrukturenIch habe mich heute schön gemacht
Für wen?
Weiß ich nicht mehr…Mir gegenüber: Zwei Männer
Beide gleich abwesendSie fluchen harmonisch im Takt der Musik
Der eine weil er mitsingt
Der andere weil er es hasst
Der eine blickt entspannt
mit dem Bier in der Hand aus dem Fenster
Der andere starrt, mit gefalteter Stirn,
die Finger verkrampft, auf das Smartphone
Und würde ich nicht hier sitzen
ich bin mir sicher
lägen vier Schuhe auf meinem PlatzBin heute lange Zug gefahren
Wohin?
Weiß ich nicht mehr…Mir gegenüber
seufzten zwei MännerBeide gleich
abgeschottet
obwohl sie gleichzeitig ausstiegen
und innig böse Blicke tauschten
in ihrer Angst, aus dem Rausch zu erwachenVon Feuervogel
Von Nachtvogel
Von Schaumvogel
Von Sturmvogel
Der Phönix und die Rose
Da fallen sie
die Wasserfälle aus Zeit
Stürzen von den Wolken
mit bestürzend schneller Endgültigkeit.Und bald nach ihrem Fall
versinken sie
in einem Fluss aus schwarzen Steinen.
Dazwischen könnte man Gold finden
Doch die Suche danach verlangt Opfer.So folgt das Gold der Strömung
gelang vom Wasserfall zur Mündung
und von der Mündung ins Meer
wo ein Segelschiff treibt
schon seit Jahren
Geschmückt mit Phönixfedern.
Und gehst du erst an Deck
trittst du auf Rosenblüten
und unter rote Flügel.Und sollte eines Tages
Hoffnung mit dem Wind verwehen
Dann träume, dann erinnre dich
an Carina Vela
den Schiffskiel und das Segel
den Phönix und die Rose.
Dann erinnre dich und wisse:
Ich bin da, wenn du mich rufst.Von Feuervogel
Von Nachtvogel
Von Schaumvogel
Von Sturmvogel
Büchernetze
Wir spinnen ein Netz
aus geschriebenen Worten
Fangen den Sinn
Fangen uns selbstManch nächtlich gewebte Erinnerung
pressen wir zwischen die Seiten
Die Blüten des Frühlings
neben das letzte Herbstblatt
Das schon beschlossene Dasein
neben den unerreichbaren TraumEben noch fließt es
frei durch dein Leben
Bald ist es flüchtig gebunden
ewig gehalten
in BüchernVon Feuervogel
Von Nachtvogel
Von Schaumvogel
Von Sturmvogel